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Gymnasium Freudenberg
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Theaterprojekt 2025

Die Aufführung von Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“ war ein beeindruckendes Erlebnis. Sie zeigte nicht nur die klassische Tragödie unseres Nationalhelden, sondern stellte auch zeitgenössische Fragen zu Geschlechterrollen und politischer Unabhängigkeit in den Vordergrund. In einer Zeit, in der die Diskussion über Held:innen und ihre Repräsentation wichtiger denn je ist, stellt sich die Frage: Soll ich von unserem Nationalhelden oder doch eher von unseren Nationalheldinnen oder Nationalheld:innen sprechen?

Besonders hervorzuheben ist in der Fassung der KFR-Theatergruppe unter der Leitung von Christian Renggli und Sofia Trommsdorff die Darstellung der Hauptfigur Wilhelm Tell, die alternierend von drei Frauen und einem Mann verkörpert wird. Die Frauen werden so zu Akteurinnen, die den Mut aufbringen, die Armbrust auf den Apfel auf Walterlis Kopf zu richten und sich gegen den tyrannischen Landvogt Gessler zu erheben. Diese Darstellung hinterfragt die traditionellen Geschlechterrollen und zeigt, dass Mut und Widerstand und letztlich Heldentum nicht ausschliesslich männliche Eigenschaften sind.

Die Weigerung, den Hut zu grüssen, wird in dieser Aufführung zu einem kraftvollen Symbol für die Unabhängigkeit vom Hause Habsburg. Es ist ein Ausdruck des Widerstands gegen Unterdrückung und die Forderung nach Freiheit, die durch die schauspielerische Leistung der jungen Darsteller:innen eindrucksvoll vermittelt wird und in der Szene des Rütlischwurs gipfelt.

Die Schauspielenden waren mit jeder Faser des Körpers dabei und hatten im Laufe des Schuljahrs aktiv an der Textfassung mitgearbeitet. Das Spiel mit den Ebenen – zwischen dem Originaltext und seiner Aktualisierung – wurde mit viel Humor und Ironie umgesetzt. Der abwechselnde Gebrauch von Standardsprache und Mundart half dem Publikum, sich im Wechsel zwischen den Ebenen zu orientieren.

Ch. Rengglis Regiearbeit, die durch das Eingreifen der Techniker am Lichtpult als Metapher der Macht dargestellt wurde, war ein gelungener Kniff. So wurde die Kontrolle über das Geschehen sowohl auf der Bühne als auch im Leben der Figuren thematisiert. Diese Metaebene gab der Inszenierung eine zusätzliche Dimension und regte zum Nachdenken an.

Das Bühnenbild – mit einfachsten Mitteln gestaltet – war ein weiteres Highlight der Aufführung. Die Farben Grün, Blau und Rot trugen zur Symbolik der Handlung bei. Das Grün repräsentierte die heile Welt der Innerschweiz, während das Blau für den Vierwaldstättersee als locus amoenus stand. Im letzten Bild wurde die Bühne in gefährliches Rot getaucht, was Aufstand und Revolution symbolisierte.

Die Idee, zentrale Räume und Requisiten mit Gemüsekisten darzustellen, war genial. Diese Kisten, auch als Metapher von Handelsbeziehungen zu lesen, wurden schnell zu einem Thron oder zur hohlen Gasse, was die Flexibilität und Kreativität der Inszenierung unterstrich. Die Wandlungsfähigkeit der Requisiten spiegelte die Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse wider.

Insgesamt war die Aufführung von „Wilhelm Tell“ eine gelungene und mutige Interpretation eines Klassikers, der durch die Einbeziehung zeitgenössischer Themen und die starke schauspielerische Leistung zu einem Erlebnis wurde.

Text: Valeria Gemelli

Fotos: David Brändli

 

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